Wir sind in den Stans. Und die Länder überraschen uns. Meist sehr positiv. Den weiteren Verlauf der Reise gibt es unter Reisetagebuch Russland und Mongolei
Donnerstag, 15. August 2019
Semey / Semipalatinsk
Die Schlaglöcher gestern zeigten Wirkung. Nach dem Frühstück mit viel Schokolade (siehe unten) sah Mike die Bescherung. Die Felge rechts hinten war ruiniert. Wir haben uns noch im Ort nach einer kompetenten Werkstatt umgeschaut und diesen beiden freundlichen Herren unser Vertrauen geschenkt. Mit Händen und Füßen haben wir uns verständlich gemacht und ca. eine halbe Stunde und 6 Euro später war die Ersatzfelge montiert und wir konnten weiterfahren.
Gestern und heute sind wir ca. 900 km auf einer Straße in Richtung Norden nach Semey unterwegs. Davon werden derzeit geschätzt 500 km gleichzeitig neugebaut. In Kasachstan funktioniert das so: Die alte, schlechte Straße wird in Abschnitten zu 10-20km abgerissen und eine parallele, noch viel schlechtere Umleitungsstraße eingerichtet.
Das geht an Nerven und Material und kostet enorm viel Zeit und Konzentration.
Die Temperaturen sind deutlich gefallen, von vorgestern 38 Grad auf heute 16 Grad, wir kommen Sibirien immer näher.
Mike und Olga könnt ihr übrigens unter http://mongolrally2019.ch/ verfolgen.
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Mittwoch, 14. August 2019
Tag des kasachischen Schlagloches
Angenehm war heute nur die Temperatur. Es war der erste Tag an dem das Thermometer nur kurz und zögerlich über die 30 Grad-Marke kroch. Dafür war die Straße eine echte Herausforderung. Mehr als 300 km Baustelle bei etwas mehr als 500 km Strecke machen schon etwas mit einem.
Heute Abend haben wir Mike und Olga in unserem kleinen Hotel in Ajagös getroffen. Es war sehr, sehr nett und sehr unerwartet.
Dienstag, 13. August 2019
Morgens in Almaty
Frühstück gibt es in unserem Hotel keines, aber wir sind mitten in der Stadt und überall gibt es schöne Cafés. Wir gehen zu Fuß los und stellen fest, dass Almaty eine moderne Stadt mit viel Grün, großen Boulevards und vielen Einkaufsmöglichkeiten ist. Außerdem sehr fussgängerfreundlich und zumindest in der Stadtmitte recht entspannt.
Die Fahrt nach Taldykorgan ist recht kurz und führt über eine sehr gute Straße. So bleibt unterwegs genügend Zeit für den Besuch eines kleinen Strandbades an einem Stausee bei Qapshaghai. Kerstin geht schwimmen, während Markus sich mit der Chefin unterhält. Leider ist ihr Sprachübersetzungsprogramm auf Russisch-Spanisch fixiert und die Kommunikation ist etwas mühsam.
Ach ja, die Temperaturen liegen seit mehr als drei Wochen nun konstant über 30 Grad, meist sogar über 35 Grad. Gestern Abend bei der Ankunft in Almaty waren es 38 Grad.
Rastplätze in Kasachstan gibt es häufiger entlang den großen Überlandstraßen. Sie sind meist sehr schmucklos und Bänke, Tische oder Sonnenschutz gibt es nicht. Das Toilettenhäuschen sollte man besser nie besuchen. Aber eine Besonderheit haben fast alle Rastplätze: es gibt meist eine Rampe für Autos, so dass auch Reparaturen unter dem Wagen vorgenommen werden können.
Montag, 12. August 2019
Almaty, Kasachstan
Almaty, die ehemalige kasachische Hauptstadt im Süden des Landes. Heute ist Nursultan im Norden die neue Hauptstadt, in den Karten findet man sie noch unter dem bisherigen Namen Astana.
Die Straße nach Almaty ist sehr gut ausgebaut, ansonsten wären die fast 700 km heute nicht zu schaffen. Sie führt durch weite Landschaften und wenig Siedlungen. Die kasachische Polizei soll die unangenehmste ganz Zentralasiens sein und Verkehrsverstösse werden hart geahndet. Bei Überqueren der durchgezogenen Mittellinie droht z.B. ein Jahr Führerscheinentzug. Wir fahren also sehr bedächtig und vorsichtig, auch wenn die leeren und (bisher) guten Straßen zu höheren Geschwindigkeiten verleiten.
Wir sind spät angekommen in Almaty. Die Stadt hat ca. 1,8 Mio Einwohner und ist nicht ganz klein. Bis nach China sind es nicht mal 300 km. Wir waren hervorragend essen, saftige Pferdesteaks vom Allerfeinsten, wirklich richtig gut. Morgen wollen wir uns die Stadt etwas genauer anschauen und dann in Richtung Norden aufbrechen.
Sonntag, 11. August 2019
Shymkent, Kasachstan
Nach Samarkand, Buchara und Xiva ist unser Appetit auf Kultur erstmal gestillt, außerdem müssen wir wieder etwas Strecke machen. Und über Tashkent streiten sich die Geister. Die einen meinen, es gäbe dort nix zu sehen, die anderen finden, dass man, wenn man lange genug sucht, Gefallen an Tashkent finden könne. Soviel Zeit haben wir nicht und lassen Tashkent links liegen. Das heißt, wir sind einmal quer durch die Stadt gefahren und konnten auch das Erbe der Soviet-Architektur bewundern. Für Freunde der fein ziselierten Beton-Ornamentik ein Augenschmauss ( siehe Bild).
Der Grenzübertritt nach Kasachstan war problemlos, auch wenn sie erst wollten, dass wir das Auto komplett ausräumen.
Unser kleines Hotel in Shymkent ist wieder ein echtes Juwel und sieht deutlich besser aus als die Plattenbauten in Tashkent.
Wir haben sehr gut in einem kleinen Restaurant neben dem Hotel gegessen. Etwas bizarr war jedoch der Streit zwischen zwei Damen, der in einer veritablen Schlägerei endete.
Bemerkungen...
...übers Autofahren
Ein Wort zum Autofahren in diesem Teil der Welt. Generell sind die Straßen besser als erwartet, zumindest bisher. Selbstverständlich waren auch ganz üble Streckenabschnitte dabei, aber im Großen und Ganzen war‘s erträglich. In Usbekistan fahren die Menschen deutlich gesitteter als zum Beispiel im Iran, aber die Hupe ist auch hier das wichtigste Bauteil eines jeden Autos.
Rote Ampeln werden nicht immer ernst genommen, auch wird gerne mal auf den großen Überlandstrassen eine Abkürzung durch den Gegenverkehr gewählt.
Für Lkws gilt oft das Recht des Stärkeren, Autos sind manchmal hoffnungslos überladen und neben ungewöhnlichen Lastenmotorrädern findet auch der Eselkarren immer noch Verwendung.
Tanken macht Spaß. Im Iran konnten wir für ca. 3 Euro volltanken, in Turkmenistan war der Sprit bis vor Kurzem noch gänzlich umsonst, heute liegt der Preis für eine Tankfüllung bei etwa 2 Euro. Usbekistan ist mit ca. 50 Cent pro Liter schon deutlich teuerer, aber immer noch verhältnismäßig preiswert. Die meisten Usbeken fahren jedoch mit Gas und überall findet man separate Tankstellen für Methan oder Propan.
... über Melonen
Seit der Türkei säumten tausende von Händlern die Straßen. Manchmal stehen sie mitten im fließenden Verkehr auf einer Mittellinie und verkaufen ihre Waren ins Auto durch die Seitenscheiben, meist aber am Rand und fast überall gab es Melonen, Melonen, Melonen... Die unterschiedlichsten Sorten, oft direkt vom LKW, aber häufig auch wundervoll arrangiert und präsentiert.
So wie von dieser netten Verkäuferin kurz vor Taschkent.
Samstag, 10. August 2019
Samarkand, Usbekistan
Wir packen heute die 8000 km-Marke, obwohl die Etappe heute mit weniger als 300 km relativ kurz ist. Da wir schon direkt nach dem Frühstück in Buchara aufbrechen, treffen wir auch zeitig in Samarkand ein. So bleibt uns ordentlich Zeit dieses Juwel unter den alten Städten der Seidenstraße zu erkunden.
Schon seit der Türkei ist es üblich, dass mit Attrappen von Polizeiautos am Straßenrand versucht wird, die Fahrzeuglenker zu regelgerechtem Fahren zu bewegen. In der Türkei sind die Dinger sogar mit Blaulicht (eigentlich Rot-Blaulicht) ausgestattet. Ob‘s was bringt, keine Ahnung, im Iran sind sie auf jeden Fall völlig wirkungslos.
Samarkand ist deutlich größer als die anderen Städte auf unserer Reise durch Usbekistan. Aber die Stadt hat viel zu bieten: Einen großartigen Registon, eine uralte Moschee und unzählige Mausoleen aus dem 14. Jahrhundert. Und alles schön verteilt über die Stadt...
Freitag, 9. August 2019
Buchara, Usbekistan
Xiva ist ein echtes Highlight auf dieser Tour und unser kleines Hotel auch. Eigentlich ist es noch gar nicht eröffnet, aber alles ist perfekt. Die beiden Töchter des Hauses haben sich gerne zum Abschied fotografieren lassen. Wir haben die Stadt bis mittags noch erkundet und es hat sich wirklich gelohnt.
Danach ging es ca. 550 km südlich entlang der turkmenischen Grenze immer durch die Wüste nach Buchara. Zwischendurch war die Straße fast perfekt, aber die ersten und letzten ca. 80 km jeweils haben die Stoßdämpfer unseres kleinen Froschkönigs arg malträtiert. Schlaglöcher, so groß, dass ein Fiat 500 komplett darin verschwinden könnte.
Die Stadt selbst, eine der ältesten an der Seidenstraße ist sehr lebhaft und sehenswert. Wie uns ein Einheimischer erklärte allerdings mit bis zu 56 Grad manchmal auch etwas zu warm für Touristen. Wir hatten Glück, unterwegs ging die Temperatur nicht über 38 Grad und in Buchara selbst haben wir bei 31 Grad schon leicht gefröstelt.
Donnerstag, 8. August 2019
Xiva, Usbekistan
Wir haben unsere Bleibe früh verlassen, es war im Nachhinein betrachtet eine Art Raststätte. Markus hatte es genossen zu beobachten wie mitten in der Wüste sehr unterschiedliche Fahrzeuge nachts hier hielten, einfach nur etwas essen wollten oder Hilfe mit dem Auto brauchten. Später kamen unendlich viele Fledermäuse dazu auf der Jagd nach Insekten.
Der Grenzübergang nach Usbekistan war angenehm, obwohl zum erstenmal Rauschgifthunde zum Einsatz kamen. Nur die Mittagspause bis 14h hat alles etwas verzögert. Aber wir, die mit Auto über die Grenze wollten, wurden bevorzugt behandelt und wirklich alle waren sehr freundlich und hilfsbereit.
Danach ging es nach Xiva, oder Khiva. Ein sensationeller Ort, mitten in der Wüste. Grandios, spektakulär und jede Reise wert. Wir haben ein tolles Zimmer direkt in der Altstadt und sind völlig begeistert.
Mittwoch, 7. August 2019
Zu den Gaskratern in der Wüste Turkmenistans
Obwohl Markus diesem Land nicht wirklich etwas abgewinnen kann, planen wir einen Umweg über die brennenden Gaskrater vier Stunden nördlich von Ashgabat. Vorher benötigen wir allerdings noch Nachschub an US-Dollar, unsere Vorräte sind aufgebraucht. Nach einigen vergeblichen Versuchen und viel Fragerei erfahren wir endlich, wo wir tatsächlich Dollar bekommen können. „Lonely Planet“ hilft da nicht wirklich weiter, auch deren Aussage Euros wären problemlos zu wechseln erscheint etwas zu optimistisch. Auch unsere Manat sind mittlerweile weg. Die letzten gingen fürs Frühstück drauf.
Ein Guide im Hotel schenkt uns 120 Manat. Genug Geld um damit Benzin für mehr als 1000 km zu bezahlen und das Land zu verlassen.
In der riesigen - natürlich weißen - Bank gibt es tatsächlich USD gegen Visa-Karte. Allerdings vermisst Markus seine Brieftasche mit Reisepass, Fahrzeugpapieren und alle Visa. Und das ausgerechnet in Turkmenistan, dem Land, das man unter allen Umständen nach spätestens 5 Tagen verlassen haben muss! Alle möglichen Ablageorte im Auto werden mehrfach durchsucht, ergebnislos. Das Ding ist weg, die größtmögliche Katastrophe. Wir beschließen zur deutschen Botschaft zu fahren und einen Diebstahl zu melden.
Es ist mit 37 Grad sowieso schon heiß, aber die Aussicht auf jede Menge Bürokratie bringt zumindest Markus erst richtig ins Schwitzen. Deshalb erstmal Wasser aus der bordeigenen Kühltasche. Und genau da liegt auch die Brieftasche! Keine Ahnung, wie sie davongekommen ist, aber die Erleichterung ist grenzenlos.
Der Weg führt direkt hinter Ashgabad in die Karakum-Wüste, die heißeste Wüste Zentralasiens. Erste Kamele sind zu sehen, ansonsten nichts. Dafür wird die Straße immer schlechter, ein Vorgeschmack auf das was noch kommt.
Gegen Abend erreichen wir die Gegend um die Gaskrater, von denen man sagt, wenn es eine Hölle geben sollte, dann wäre das das Tor dazu. Seit Jahrzehnten brennt hier Gas lichterloh und unkontrolliert, nachdem es irgendjemand mal entzündet hat.
Wir übernachten bei Einheimischen, sie organisieren uns auch einen Jeep, der uns durch den Sand zu den Kratern fährt. Ein unvergleichliches Erlebnis.
Mittlerweile haben wir mehr als 7000 km zurückgelegt. Wir werden zunehmend optimistisch, dass wir es bis in die Mongolei schaffen werden, aber morgen geht es erstmal nach Usbekistan.
Dienstag, 6. August 2019
Ashgabat
Nach einen überschaubaren Frühstück im Hotel ging es in los in Richtung Turkmenistan. Vorher wurde noch die letzten Rial in Gürtel, Nüsse und Süßigkeiten investiert. Die Fahrt zur Grenze führt durch die Berge und bietet fantastische Ausblicke. Die Ausreise aus dem Iran verlief etwas chaotisch, aber völlig problemlos. Alle waren sehr nett und hilfsbereit. Die Einreise nach Turkmenistan hatte eher kafkaeske Züge. Jede Menge Formulare und Papiere und zahlreiche Anlaufstellen, jeder checkt nochmal alles und haut seinen Stempel drauf, alles koordiniert durch sehr aufmerksames Militär. Letztlich waren fast 280 USD weg für Visa und Versicherung und Tipps usw. und zudem haben wir jetzt ein GPS-Gerät im Auto, über das wir wohl überwacht werden.
Ashgabat selbst liegt kurz hinter der Grenze und ist surreal. Alles in weiß, Marmor satt, dunkle Autos sind verboten, riesige Straßen, kein Verkehr, jede Menge Prunk, Protz, Kitsch und Denkmäler. Sogar ein Olympiastadion gibt es hier. Nur die Spiele fehlen noch.
Unser Hotel ist das Gegenteil. Der Charme der Soviets blieb hier vollständig erhalten, Markus ist sich sicher, dass es das schlechteste Hotel ist, in dem er je war. Und auf seinen Flugreisen gab es auch eine Menge gruselige Hotels. Dafür schmeckt im Café nebenan das Essen und erstmals auch wieder das Bier. Was man in der einheimischen Währung Manat bezahlen kann ist sehr günstig, alles andere -insbesondere für Ausländer - ist sehr teuer.
Eine wichtige Aufgabe für alle Teams ist es fleißig Spenden für einen guten Zweck zu sammeln.
Wir haben hierfür ein Spendenkonto eingerichtet, mit einem Klick auf den Button unten geht es direkt dorthin.
Vielen, vielen Dank an alle Spender!
Die gesammelten Spenden werden zur Hälfte an Cool Earth weitergeleitet.
Die andere Hälfte verwenden wir für ein Hilfsprojekt in Tansania (Nambala-Help) und für ein privates Hilfsprojekt an einer Schule in Ulan Bator in der Mongolei.
Cool Earth ist eine internationale NGO und setzt sich insbesondere für den Schutz des Regenwaldes ein. Hier geht's zur Seite Cool Earth .
Markus konnte sich schon selbst vor Ort in Nambala, Tansania von der effektiven Verwendung der Spendengelder in Nambala überzeugen. Umfangreiche Informationen gibt auf der Seite von Nambala Help.