Unser Froschkönig hat ein paar Blessuren, aber außer dem ABS funktioniert eigentlich alles noch einigermaßen und wir beschließen, den Rücktransport selbst in die Hand zu nehmen. Am Baikalsee entlang, immer durch Sibirien durch, über den Ural, an Moskau vorbei in die baltischen Staaten und nach Berlin sind es keine 8000 km. Die Straßen in Russland sind deutlich besser als bisher und bis Ende nächster Woche sollten wir es geschafft haben, wenn nichts dazwischen kommt.
Mittwoch , 4.September 2019
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45 Tage, 19 Länder, 7 Zeitzonen, 22.017 km, gefühlt 1 Million Schlaglöcher, ca. 1.500 Liter Benzin, 0,5 Liter Öl, 4 zerstörte Felgen, 1 kaputter Reifen, 2 gebrochene Federn, 1 gebrochene Dachreling, 1 Steinschlag, 1 defektes Radlager, 0 (bezahlte) Strafzettel, 2 Dollar Bestechungsgeld und einige Dosen Bier später sind wir nun wieder zuhause.
Wir hatten heute morgen ein phantastisches Frühstück mit viel leckerem, saftigen Schinken, richtigem Rührei, überbackenem Toast und süßen, gefüllten Pfannkuchen und haben die letzte Etappe in Angriff genommen. Das erste Teilstück war mühsam, aber ca. 100 km vor Warschau ging es auf hervorragend ausgebaute Schnellstraßen und Autobahnen.
Kerstin ging wie geplant in Frankfurt von Bord um ihre Mutter zu besuchen und Markus kam am frühen Abend zuhause in Schönefeld an und kam rechtzeitig zum mittwöchigen Stammtisch.
Vielen Dank an alle, die uns mit Mails, Anrufen oder Gästebucheinträgen motiviert haben.
Und vielen, vielen Dank an alle Spender! Wir werden die Spendenseite noch bis Ende nächster Woche offen halten und dann das gesammelte Geld komplett an die Organisationen Cool Earth und Nambala-Help überweisen.
Dienstag, 3.September 2019
Baltikum
Kerstin hat heute wieder was gelernt: Immer Spiegeleier zum Frühstück bestellen, niemals Omelette! Bei letzterem läuft man Gefahr ein Fertigprodukt aus einer undefinierbaren Masse zu bekommen, in die möglicherweise keinerlei Eier eingeflossen sind.
Hier, zwischen Moskau und der Grenze zum Baltikum, ist außer viel schöner Gegend nur wenig. Auch Übernachtungsmöglichkeiten sind rar. Unten abgebildet ist das kleine Hotel nahe der Straße, in dem wir eine gefunden haben.
Das Wetter ist phantastisch, die Straße hervorragend, es herrscht nur wenig Verkehr und wir kommen gut voran. Nur gelegentlicher Nebel bremst etwas die Fahrt.
Der Opel läuft immer noch, nur vorne links der Reifen verliert Druck und muss jeden Tag frisch aufgepumpt werden. Der kleine Kompressor war eine der wichtigsten Investitionen auf dieser Reise. An den Tankstellen gab es, anders als bei uns, fast auf der ganzen Reise nur sehr, sehr selten die Möglichkeit den Reifendruck zu prüfen oder Luft nachzufüllen.
Tankstellen gab und gibt es überall reichlich und unsere beiden Ersatzkanister haben sich als mehr oder weniger überflüssiger Ballast erwiesen. Allerdings muss man - insbesondere in Russland - beim Tanken immer im voraus bezahlen. Auch wenn man mit Karte bezahlen möchte. Am besten, man rechnet mit und weiß ganz genau, wieviel Liter man braucht.
Wir waren recht zeitig an der Grenze, die Schlange war kurz und wir kamen bald dran. Nach ca. 1h waren wir durch und wieder in der EU.
Dieser russische Aussengrenzposten funktionierte komplett anders als der im Altaigebirge an der Grenze zur Mongolei. Markus ist ja der Meinung, dass alle russischen Grenzbeamte egal wo im Einsatz bei erwiesener, dauerhafter Unfähigkeit nach Sibirien an genau diesen Übergang versetzt werden.
Wir fühlen uns schon fast zuhause, als wir die ersten Orte in Lettland passieren, obwohl noch ein paar Kilometer vor uns liegen. Schon bald geht’s über die offene Grenze nach Litauen und abends erreichen wir Polen.
Wir werden morgen, Mittwoch, in Deutschland ankommen. Kerstin wird in Frankfurt/Oder von Bord gehen und ihre Mutter besuchen und Markus möchte abends mal wieder beim Stammtisch in Berlin vorbeischauen.
Montag, 2.September 2019
Moskau und weiter
Cornelia hatte heute im Gästebuch vermerkt, wir sollten unbedingt Moskau einen Besuch abstatten. Wir haben das tatsächlich öfters überlegt, uns aber letztlich dagegen entschieden. Ehrlich gesagt, wollen wir nach mehr als sechs Wochen unterwegs nun ohne große Umwege nach Hause. Moskau würde mindestens einen ganzen Tag kosten und kann man auch einfach so mal übers Wochenende besuchen. Oder sich bei der nächsten Mongol Rally vornehmen...
Unser Ziel heute ist möglichst nahe an die Grenze zu Lettland kommen und morgen Russland verlassen. Grenzübertritte in Russland sind tendenziell etwas zeitraubender, aber wir hoffen, morgen soweit zu kommen, dass wir vielleicht sogar am Mittwoch Abend in Berlin eintreffen können, spätestens allerdings am Donnerstag.
Unten der Schriftzug eines bekannten Unternehmens in kyrillisch.
Panzer, Flugzeuge, Sovietflaggen usw. findet man übrigens überall in ganz Russland.
Sonntag, 1. September 2019
Wolga
Von Ufa aus gibt es zwei mögliche Routen in Richtung Moskau. Südlich über Samara führt die von Google Maps empfohlene Strecke, an Kasan und Nischni Nowgorod vorbei die nördliche Alternative. Wir entscheiden uns für letztere, weil sie lange entlang der Wolga verläuft.
Schon bald, mit dem Wechsel in die Republik Tatarstan, wird das Wetter schlagartig besser und die Uhr springt gleich 2 Stunden zurück auf Moskauer Zeit. Wir haben jetzt nur noch eine Stunde Zeitunterschied aufzuholen.
Kurz nach Kasan überqueren wir die Wolga. Sie sieht wirklich majestätisch aus.
Unser Weg führt uns heute bis Nischni Nowgorod, wo wir in einem netten, kleinen Hotel übernachten.
Samstag, 31. August 2019
Ural
Die Nacht war kurz und nach einem Becher Instantkaffee sind wir mit unserem lädierten Fahrzeug aufgebrochen in Richtung Kurgan, der nächst größeren Stadt, ca. 140 km entfernt. Die Straße war endlich mal wieder gut und wir kamen problemlos an. Wir fanden eine Werkstatt, die am Samstag angeblich bis 20h aufhaben sollte und vermittelten unser Problem.
Eigentlich wollten sie uns auf Montag vertrösten, aber als wir einwandten, wir müssten nächste Woche in Berlin sein, gingen sie sofort an die Arbeit. 10 Minuten später war die Ursache klar: Beide Federn hinten waren gebrochen. 20 Minuten später waren neue eingebaut und wir konnten weiterfahren. Knapp 50 Euro hat uns der Spaß gekostet.
Mit völlig neuem Fahrgefühl ging es Richtung Ural und am frühen Abend hatte uns Europa wieder.
Der Ural ist kein Hochgebirge und auch nicht besonders breit und die Überquerung des Ural vergleichbar vielleicht mit einer Fahrt von Ost nach West durch den Schwarzwald. Der höchste Pass maß gerade mal 820 m und nach ca. 2 Stunden war der Ural durchquert, trotz unendlich vieler LKWs.
Unser Hotel in Ufa war sehr schwer zu finden, aber die Aussicht vom 16. Stock auf die Stadt war es wert.
Freitag, 30. August 2019
Nächste Reparatur fällig...
Frühstück wurde uns im Ballsaal des Hotels serviert. Ähnlich opulent war auch unser Zimmer ausgestattet: Sehr großzügig, alles in weißem, gesteppten Kunstleder, lilafarbene Store und Tagesdecken, vergoldete Putten usw..
Erfreulicherweise war das Badezimmer wirklich mal eine positive Überraschung. Ansonsten wackelt immer alles, Elektro- und Wasserinstallationen sind oft eher abenteuerlich und die meisten Duschvorhänge krachen regelmäßig komplett herunter, wenn man sie etwas forscher zuzieht. Hier war alles tipptopp und die Badewanne gigantisch groß.
Das Frühstück selbst war überdurchschnittlich, aber typisch: Instantkaffee zum Selbstanrühren, ein Buchweizen-Porridge, das Markus verabscheut, zwei kleine, kalte Crêpes mit einem Miniklecks Vanillesoße, etwas Weißbrot ohne Butter, ein Spiegelei mit einer farblosen -vermutlich synthetisch hergestellter - Wurst zweifelhafter Konsistenz als Beilage. Oft bekommt man noch eine Gurkenscheibe und/oder eine Tomatenscheibe dazu, heute hatte dies gefehlt.
Gegen Mittag setzt Dauerregen ein und alles wirkt nun viel grauer als bisher. Für Aufregung sorgen nur die aufgeschleuderten Wassermassen der entgegenkommenden LKWs.
Aber wir haben gleich zwei Zeitzonen „gutgemacht“. Es sind jetzt nur noch drei Stunden Unterschied zu Berlin.
Durch Kasachstan wäre der Weg kürzer, aber unser Visum erlaubt keine dritte Wiedereinreise nach Russland, deshalb nehmen wir den Umweg über eine russische Strecke entlang der Grenze. Scheint ein kasachisch-mongolisch-berlinerisches Schlagloch-Jointventure zu sein, es gibt unserem Fahrwerk auf jeden Fall den Rest und morgen müssen wir uns erstmal darum kümmern.
Das Zimmer heute Abend ist zu allem Überfluss genau das Gegenteil von dem der letzten Nacht.
Donnerstag, 29. August 2019
Reparatur in Novosibirsk
Man glaubt es kaum, aber heute morgen bekamen wir in dem kleinen Kaff Mariinsk den bisher besten Kaffee unserer Reise. Der Cappuccino dauerte zwar lange, war aber sehr, sehr gut. Die Einheimischen bestellten sich den Cappuccino mit einem offensichtlich selbst gemachten Sirup, was wir dann auch taten. Vermutlich handelte es sich um eine Art Tannen-Extrakt, sehr lecker.
Und weiter geht es immer Richtung Westen auf dem Sibirian Highway durch unendliche Birkenwälder, die sich schon langsam herbstlich verfärben.
Kurz vor Novosibirsk passiert es dann. Tausende von Kilometern auf Sand- und Schotterpisten konnten dem Froschkönig nix anhaben, aber ein paar Kilometer auf ausgebauter Autobahn sorgen dann für den lang befürchteten Steinschlag. Die Frontscheibe hat ein Loch, man spürt sogar wie die Luft durchpfeift.
Wir beschließen eine Werkstatt zu suchen. Die erste, bei der wir unser Problem schildern, schickt uns gleich weiter zu einer zweiten in der Nähe. Asto heißt die Firma und die Spezialistin für Glasreparaturen macht sich sofort ans Werk.
Es dauert länger als geplant, weil das Loch tatsächlich durch die Scheibe hindurch ging und das Harz nicht halten kann. Nach ca. 1 Stunde ist unser Auto fertig, vom Steinschlag sieht man nichts mehr und nachdem wir 11 Euro bezahlt haben, können wir die Fahrt in Richtung Omsk fortsetzen.
Grossen Dank an die Meisterin und an ihren Chef, der es nicht fassen konnte, wo wir mit unserem Froschkönig schon überall waren.
Mittwoch, 28. August 2019
Krasnojarsk und weiter
Wir haben im Café nebenan gefrühstückt und sind bald aufgebrochen. Markus hat sich schon mal Opelwerkstätten in Krasnojarsk und Novosibirsk herausgesucht.
Mit dem Wechsel in die Region Krasnojarsk haben wir zudem eine Stunde gewonnen. Der Zeitunterschied zu Berlin schmolz von sechs auf fünf Stunden.
Wir machen einen kurzen Zwischenstopp in Krasnojarsk. Die Stadt ist größer als erwartet und wirkt viel sympathischer als manch andere Städte in den letzten Tagen.
Wir übernachten in Mariinsk, einer kleinen Stadt ca. 300 km vor Novosibirsk. Das Essen im netten Café ist eher mongolisch, aber das Örtchen hat Charme.
Übrigens: Heute war Blitzer-Marathon in Sibirien. Überall standen sie mit ihren Geräten. Teilweise sogar sehr kreativ getarnt. Leider haben wir kein Foto davon. Wir hoffen nur, sie haben auch keines von uns...
Dienstag, 27. August 2019
Irgendwo in Sibirien
Kerstin hatte am Vortag mehrere Saunadurchgänge in der Banja mit anschließendem Bad im See. Nach einem guten Frühstück hat sie sich nun von ihrem Baikalsee verabschiedet.
Die Weiten in Sibirien sind gigantisch, die nächst größeren Städte Krasnojarsk und Novosibirsk liegen ca. 1000 und 2000 km entfernt. Die Straßen sind viel besser als alles was wir aus Kasachstan oder der Mongolei gewohnt sind, trotzdem macht sich Markus Sorgen um den linken, hinteren Stoßdämpfer. Nach Lettland sind es abends noch ca. 5000 km.
Kerstin ergattert in einem Motel das Sparfuchszimmer (DZ ca. 14 Euro). Das Zimmer ist ok, allerdings muss man für Dusche und Toilette das Hotel kurz verlassen und eine Etage tiefer in einen verschlossenen Waschraum. Man wird von der Wirtin dorthin begleitet und sie wartet dort auch auf einem Sofa auf einen. Markus is not amused.
Im Café nebenan gibt es ein kleines, aber gutes Abendessen. Bier leider keines, trotzdem sind alle Trucker dort sehr angeheitert. Vielleicht ist den kleinen Kristallflaschen, die überall auf dem Tisch stehen, doch kein Wasser.
Montag, 26. August 2019
Baikalsee
Am Baikalsee ankommen regnet es und bei einer Lufttemperatur von 13 Grad ist die Lust auf Badeurlaub relativ gering. Hinzu kommen jede Menge Stechmücken. Kerstin muss trotzdem und unbedingt ins Wasser.
Kurz vor Irkutsk suchen wir uns eine kleine Pension direkt am Seeblick und mit Banja.
Leider klappt auch hier das kostenlose WiFi nur in Verbindung mit einer russischen Mobilfunknummer. Also kein Internet.
Nachts hört man im Hintergrund die unendlich vielen Züge vorbeirollen, darunter ganz bestimmt auch die eine oder andere TransSib.
Eine wichtige Aufgabe für alle Teams ist es fleißig Spenden für einen guten Zweck zu sammeln.
Wir haben hierfür ein Spendenkonto eingerichtet, mit einem Klick auf den Button unten geht es direkt dorthin.
Vielen, vielen Dank an alle Spender!
Die gesammelten Spenden werden zur Hälfte an Cool Earth weitergeleitet.
Die andere Hälfte verwenden wir für ein Hilfsprojekt in Tansania (Nambala-Help) und für ein privates Hilfsprojekt an einer Schule in Ulan Bator in der Mongolei.
Cool Earth ist eine internationale NGO und setzt sich insbesondere für den Schutz des Regenwaldes ein. Hier geht's zur Seite Cool Earth .
Markus konnte sich schon selbst vor Ort in Nambala, Tansania von der effektiven Verwendung der Spendengelder in Nambala überzeugen. Umfangreiche Informationen gibt auf der Seite von Nambala Help.